Further Drachenstich im Bayerischen Wald
In Furth im Wald findet das älteste deutsche Volksschauspiel statt. Seit mehr als 500 Jahren findet hier der Further Drachenstich statt. Die neue Spielfassung von Alexander Etzel-Ragusa bewegt sich in der Zeit der Hussitenkriege und der Schlacht nahe der Stadt Taus.
Nach einer sehr alten Prophezeiung hieß es, wird sich ein grausames Untier erheben und Tod und Verwüstung mit sich bringen.
An einem Sonntag im April 1431 hat sich ein mächtiges Heer versammelt um die abtrünnigen Böhmen zu vernichten. Der Kreuzzug wurde angeführt von einem Abkömmlings Julius Cäsar und galt deshalb so gut wie gewonnen. Doch im Schatten des Krieges erhebt sich jenes grauenvolle Untier jener Prophezeiung.
Nur zwei Personen können dieser Kreatur Einhalt gebieten. Die junge Schlossherrin von Furth und der furchtlose Ritter Udo.
Unaufhaltsam nähert sich der Drache der Stadt, wenn er nicht aufgehalten werden kann, wird sich die Prophezeiung auf wohl schreckliche Weise erfüllen.
Der Further Drachenstich findet jedes Jahr im August statt und bietet dem Gast in dem Abendvorstellungen ein beeindruckendes Schauspiel.
Doch nicht nur das Volksschauspiel in Furth im Wald sondern auch das Umfeld der alljährlichen Veranstaltung ziehen die Besucher in den Bann.
High-Tech hält Einzug im Further Drachenstich
Nach zehnjähriger Planung unter völliger Geheimhaltung gab Deutschlands ältestes Festspiel sein größtes Geheimnis preis: die Gestalt des mit Millionenaufwand konstruierten neuen High-Tech-Drachen.
Seit 31. Juli 2010 ist er der ferngesteuerte Hauptdarsteller des 500 Jahre alten "Drachenstichs" in der bayerischen Grenzstadt Furth im Wald.
Mit 16 Meter Länge soll sich das Ungetüm in die Arena wälzen, 5 Meter hoch baut es sich vor dem "Weißen Ritter" auf. Sechs Meter lange Flammen schießen aus seinem Rachen und sollen den Ritter vernichten, der das Monster nach uralter Tradition mit Lanzenstichen und Schwerthieben töten will.Ausgefeilte Technik auf der Höhe der aktuellen Entwicklung ermöglichen dem Ungeheuer wechselnde Gesichtsausdrücke und realistische Bewegungsabläufe.
Die perfekte mechanische Illusion eines Fabelwesens – ist das denkbar ohne Hollywood-Knowhow? Die Veranstalter haben Hollywood ins Boot geholt: Den trickreichen Schuppenpanzer des Drachen gestaltet die Münchner Special-Effects-Firma Magicon, die Hollywood regelmäßig für große Blockbuster engagiert. Nach zahlreichen Entwürfen und Gesprächen mit Designern der "Harry Potter"- und "Herr der Ringe"-Filme ging der Zuschlag schließlich an Sikander Goldau. "Sein mutiger Zeichenstift und seine Liebe zu bösartigen Details haben uns überzeugt", sagt Festspiel-Regisseur Alexander Etzel-Ragusa, der dem neuen Star gelassen entgegensieht: "Dieser Drache ist mit Sicherheit der größte Darsteller, den ich jemals hatte. Hoffentlich zickt er nicht."
In hermetisch verschlossenen Hallen konstruiert ein Spezialistenteam derzeit das Monster für den Bayerischen Wald. "Ein Drache ist nicht gerade das, was die Zollner AG täglich herstellt", begründet Ingenieur Sandro Bauer diese Abschottung. "Die Herausforderung ist doch enorm." Über 20 Firmen und Institutionen tragen zu diesem Projekt bei, vom "Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik" über die AUDI AG bis zu führenden bayerischen High-Tech-Herstellern, die mit ihren neuesten Entwicklungen den Drachen zum Leben erwecken – Hollywood made in Germany.
Mehr als 2 Millionen Euro verschlang das Monster. "Dieser Drache ist schon eine Sensation", stellte der Geschäftsführer der Festspiele, Jürgen Friedl, fest. "Eine Flut von Kartenwünschen erreichte die Veranstalter.
High-Tech und Mittelalter – wie verträgt sich das? "Hervorragend", meint Furths Bürgermeister Johannes Müller: "Der Drachenstich hat ja sein stolzes Alter nicht durch ein starres Festhalten an der Überlieferung erreicht, sondern durch eine stete, lebendige Weiterentwicklung der Tradition. Vor vier Jahren haben wir mit der Einführung eines neuen Festspiels endlich den "Kalten Krieg" beendet, der bis dahin ängstliche Bühnenblicke auf unsere tschechischen Nachbarn warf. Und der neue High-Tech-Drache wird uns nun auch technisch in die Gegenwart katapultieren – und damit den uralten Drachenstich einen weiteren Schritt in die Zukunft führen."
Übersicht
Mythologischer Hintergrund:
Mittelalterliche Drachen-Sagen sowie die Sankt-Georg-Legende.
Der Drachenstich als mythologische Verkörperung des Kampfes des Guten gegen das Böse.
Historischer Hintergrund:
Die Hussitenkriege des ausgehenden Mittelalters: ein religiöser und machtpolitischer Konflikt zwischen deutschem Kaiser und Papst gegen Böhmen und seine hussitischen Reformatoren
Tradition des Drachenstichs:
Ursprünge vor mehr als 500 Jahren.
Einst spektakulärer Bestandteil der Fronleichnamsumzüge.
Gegen kirchliche und behördliche Verbote durch die Further Bürgerschaft ab 1869 als eigenständiges Festspiel ertrotzt.
Wechselnde Spielfassungen im jeweiligen Geist der Zeit.
Seit 2006 Festspiel auf den historischen Spuren der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen.
Bühnendarstellungen des Drachen:
Bis um 1900 Verkörperung durch mehrere Darsteller mit Unterstützung durch Mechanik und Effekte (z.B. Blutblasen).
Danach zunehmend mechanisierte Ungeheuer, den jeweiligen Fortschritten der Bühnentechnik angepasst.
Ab 2010 High-Tech-Drache auf dem aktuellsten Stand der Mechatronik.
High-Tech-Drache:
Projektname: Tradinno – eine Symbiose aus Tradition und Innovation
Gefördert durch die Europäische Union (Förderprogramm Interreg IIIa), die Bayerische Landesstiftung, sowie zahlreiche Institutionen, Unternehmen und die Further Bevölkerung
Über 20 beteiligte Firmen und Institutionen, davon hauptausführend:
Zollner Elektronik AG, Zandt (federführend)
Deuringer GmbH, Furth im Wald
Dorst Technologies, Bad Kötzting
Hieber Metallbau GmbH, Barbing
Leoni Draht GmbH, Bad Kötzting
Mühlbauer Maschinenbau GmbH, Runding
Abbildungen:
Design-Entwurf des neuen Further Drachen für das Festspiel „Der Drachenstich“. Design-Zeichnung von Sikander Goldau. © Drachenstich. Alle Rechte vorbehalten ! Freigegeben für Veröffentlichung im Rahmen dieser Pressemitteilung.
Konstruktionsentwurf des neuen Further Drachen. © Zollner AG. Alle Rechte vorbehalten ! Freigegeben für Veröffentlichung im Rahmen dieser Pressemitteilung.
Aktueller Stand der Montage des neuen Further Drachen in der Motagehalle der Zollner AG. © Zollner AG. Alle Rechte vorbehalten ! Freigegeben für Veröffentlichung im Rahmen dieser Pressemitteilung.